Mittwoch, 16. April 2014

Gebrauchte Handys: Warum Handy Recycling und wie geht es?

Ein wichtiger Rohstoff, der insbesondere in Mobiltelefonen, aber auch anderen mikrotechnologischen Geräten wie etwa Computern, verwendet wird, ist das Erz Columbit-Tantalit, kurz Coltan genannt. Von Bedeutung ist vor allem das darin enthaltene Tantal, welches aus dem Coltan extrahiert wird und in diesen Elektrogeräten als Kondensator dient. In einem Handy macht Tantal 0,04 Prozent des Gesamtgewichtes aus.

Allerdings sind die Coltan-Vorkommen dieser Erde sehr beschränkt. So stammen 80 Prozent der insgesamt 2.000 Tonnen jährlich abgebauten Coltans aus der vom dortigen Krieg gebeutelten Republik Kongo, wo es unter prekären Arbeitsbedingungen von den Minenarbeitern im Regenwald abgebaut wird. Zudem wird das Coltan offiziellen Schätzungen zufolge bei gleich bleibendem Verbrauch nur noch bis 2030 reichen. Langfristig müssen also Alternativen her.

Abbau von Coltan zum Hungerlohn in kongolesischen Minen

In den Coltanminen, die sich in den Regenwaldgebieten des Kongo befinden, arbeiten arme Menschen für geringste Billiglöhne unter gefährlichen Bedingungen. Oft sind die Minen nicht einmal abgesichert, so dass nicht selten eine einstürzende Mine Dutzende von Menschen unter sich begräbt. Auch Kinderarbeit und gelegentliche Massaker sind dort an der Tagesordnung. Das abgebaute Erz wird anschließend von den Arbeitern über viele Kilometer in die militärisch streng bewachten Coltanlager geschleppt.

Mit dem Verkauf des Coltans finanzieren die Rebellen des Bürgerkriegs im Kongo maßgeblich ihren Waffenhandel. Das bedeutet, mit dem Neukauf eines jeden Elektrogerätes, zum Beispiel eines Handys, in dem dieser Rohstoff verarbeitet wurde, werden indirekt auch diese Zustände unterstützt. Eindeutig ausgeschlossen werden kann es nach heutigen Stand noch bei keinem Handyhersteller.

Regenwald im Kongo durch Coltanabbau bedroht

Für die Einrichtung der Camps zum Abbau und Lagern des Coltans wird Platz benötigt. Da sich dieser mitten in den kongolesischen Nationalparks im Regenwald befindet, muss dafür jeweils Urwald abgeholzt werden. Der Regenwald im Kongo ist Biotop für viele Arten, darunter auch den Gorilla, zahlreiche Raubtiere und Fische sowie Pflanzen. Deren Lebensraum ist nun dadurch bedroht, wie der Dian Fossey Gorilla Fund bereits im Jahr 2001 in einer Studie belegte.

Handy recyceln statt neu kaufen - Verbrauchertipps

Wollen Sie ein neues Handy mit etwas besserem Gewissen kaufen, sollten Sie sich zunächst einmal überlegen, ob überhaupt ein Ersatz notwendig ist. Dann fragen Sie sich, ob es tatsächlich ein brandneues Mobiltelefon sein muss, oder ob es sich nicht lohnt, nach Angeboten für gut erhaltene gebrauchte Handys zu schauen. Mit dem Recycling von Geräten für die mobile Telekommunikation vermeiden Sie schließlich auch Elektroschrott. Wenn Sie ein Handy zum Verschenken erwerben wollen, sollten Sie zuerst abklären, ob der potentielle Empfänger des Geschenks gerade ein neues Handy benötigt.

Grundsätzlich gilt: Kaufen Sie ein gebrauchtes Mobiltelefon anstatt eines auf dem neuesten Stand der Technik stehenden neuen Handys, wird zumindest nicht noch zusätzlich der Konflikt im Kongo unterstützt. Das alte Handy können Sie dann beispielsweise im Rahmen des Handy Recycling Programms von Pro Wildlife abgeben, womit Sie zusätzlich der Umwelt etwas Gutes tun. Viele Händler nehmen nicht mehr gebrauchte Handys auch kostenlos zurück.

Oder Sie verkaufen es bei Momox und recyceln das Handy so für Geld. Dabei entstehen Ihnen keinerlei Unkosten; die Versandkosten trägt der Ankauf-Service momox.de. Den Erlös aus Ihrem Verkauf erhalten Sie innerhalb von sieben Tagen von Momox auf Ihr angegebenes Bankkonto.

Auf dieser Seite geben Sie einfach, nachdem Sie im Unterpunkt "Technik" den Punkt "Handy" angeklickt haben, die entsprechende Marke und dann das Modell an. Zum Schluss wird Ihnen der Ankaufspreis angezeigt. Nun drucken Sie das Gratis-Etikett aus, kleben dieses nach dem Verpacken des Handys auf das Paket und bringen es zur Post. Alternativ können Sie das Paket auch - ebenfalls ohne Unkosten für Sie - von Hermes bei sich zu Hause abholen lassen.

Einige weitere Ideen zum Recyceln alter Handys habe ich in diesem Ratgeber zusammengestellt. 

Herkunft von Coltan kann mit dem geo-chemischen Fingerabdruck bestimmt werden

Die deutsche Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hat ein Prüfverfahren entwickelt, mit dem die Herkunft von Coltan und anderen Mineralien eindeutig bestimmt werden kann. Mit dem so genannten geo-chemischen Fingerabdruck wird nicht nur erkennbar, ob das Erz aus dem Kongo, aus Ruanda oder aus Australien stammt, sondern auch sein Alter bestimmt. In jeder Region befinden sich nur Erze aus einem gewissen Zeitalter. Zurzeit fehlen jedoch noch Gütesiegel, welche die Herkunft der in den Produkten enthaltenen Rohstoffe kennzeichnen würden.

UN arbeiten an Zertifizierungsprogramm für den Coltanabbau

Aktuell entwickeln die Vereinigten Nationen ein Programm zur Zertifizierung von Coltan. Damit soll verhindert werden, dass das in Handys enthaltene Tantal aus Minen gewonnen wird, deren Bedingungen gegen die Menschenrechte verstoßen. Ein ähnliches Zertifizierungsverfahren wird bereits in Hinblick auf den Abbau von Diamanten angewandt.

Zudem kämpft die Initiative für Transparenz in der Rohstoffwirtschaft, EITI (Abkürzung für Extrative Industries Transparency Initiative), für die Offenlegung von in diesem Rahmen getätigten Zahlungen durch die am Rohstoffabbau beteiligten Unternehmen an die jeweiligen Regierungen.

Keramik, Aluminium oder Niob – alternative Handy Rohstoffe im Vergleich

Als mögliche Alternative für die Zukunft wurde eine Zeit lang der robuste Rohstoff Keramik für Handys in Erwägung gezogen. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben jedoch, dass die Kapazität von Keramik mit der von Tantal in vielen Einsatzbereichen nach aktuellem Stand nicht mithalten kann. Auch das preisgünstige Aluminium wird als mögliche Alternative erforscht. Die größte Hoffnung wird derzeit diesbezüglich in Niob gesetzt. Die Experten arbeiten bereits daran, die Reinheit und weitere Eigenschaften des Niobs zur Verwendung als Kondensator zu optimieren.

Tipp: Dokumentation „Blutige Handys“

Der Dokumentarfilm von Frank Piasecki Poulsen zeigt eindrücklich viele soziale Hintergründe rund um eines der wichtigsten Handy-Rohstoffe auf:

3 Kommentare:

  1. Ich wusste garnicht das Smartphones unter solchen umständen produziert werden. Echt unmenschlich was die Konzerne für profit alles machen.Paul

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  2. Danke für diesen Beitrag - ich hoffe nur, dass er einigen Leuten endlich mal die Augen öffnet. Denn im Bereich der Handyproduktion läuft wirklich einiges schief und es geht uns alle etwas an. Denn wer hat heute denn schon kein Handy mehr? Zeit was zu tun!

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    1. Eben. Anders als bei anderen (nichttechnischen) Produkten kann man als Verbraucher und Handybenutzer das Problem nicht einfach umgehen, indem man die entsprechenden Produkte eines bestimmten Herstellers nicht kauft - die entsprechenden Rohstoffe sind ja in ALLEN Handys und sind nur in diesen kritischen Regionen verfügbar. Alles, was man tun kann, ist Verantwortung zu übernehmen, das bestehende Gerät so lange wie möglich zu nutzen und bei einem irreparablem Defekt vernünftig recyceln. Ich persönlich habe beispielsweise auch keinen Knebelvertrag, bei dem mir alle Weile ein neues Modell aufgebrummt würde.

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