Dienstag, 10. September 2013

Zum Elektroschrott gemacht: Verschleiß bei Elektrogeräten oft eingebaut

Haben Sie sich schon immer gewundert, warum gewisse Elektrogeräte nach einer bestimmten Zeit den Geist aufgeben? Als weniger technikaffiner Mensch kommt man eventuell nicht so schnell auf die Idee, dass ein defektes Gerät womöglich noch repariert werden könnte. Da liegt es nahe, sich gleich ein neues Teil zu kaufen. Die Werbung der Hersteller versucht zumindest nach Kräften, uns Verbrauchern zu suggerieren, dass das letztlich weniger Geld kosten würde als ein Ersatzteil oder eine fachmännische Reparatur. Manchmal werden auch Ersatzteile extra überteuert angeboten, nur damit der Kunde ein neues Gerät erwirbt, statt das alte reparieren zu lassen.

Die Tricks der Anbieter, welche Elektronikgeräte schneller kaputt gehen lassen

Viele Elektrogeräte, zum Beispiel beliebte Geräte der Unterhaltungselektronik, enthalten einen Elektrolytkondensator. Dieser ist ein wichtiger Bestandteil in diesen Geräten und spielt eine große Rolle bei deren optimaler Funktionsfähigkeit. Gerade Smartphones und ähnliche Elektrogeräte benötigen ja eine hohe Leistungskapazität, damit sie nicht gleich abstürzen, sobald verschiedene Aktionen damit durchgeführt werden.

Bei solchen Geräten ist der Elektrolytkondensator allerdings so dicht an jene Bestandteile gebaut, die viel Wärme abgeben, dass er weniger lange hält als unter günstigeren Bedingungen (also wenn er weniger Wärme abbekäme). Folge: Das Elektrogerät droht rascher defekt zu werden.

Weitere Tricks der Elektronikfirmen zur Beschleunigung von Geräteverschleiß:
  • Elektrogeräte mit nicht austauschbaren Akkus, die rasch nachlassen, werden angeboten. (Eigentlich sind feste Akkus laut EU-Richtlinie 2006/66/EG und §4 Satz 2 des deutschen Elektro-Gesetzes verboten; jedoch können Unternehmen bis jetzt nicht dafür belangt werden.)
  • Innenteile, die im Falle eines Defektes am Gerät durch einen Fachmann repariert werden könnten, sind so fest verbaut, dass man nicht herankommt.
  • Es werden schnell verschleißende Plastikfederungen hinter Ein-Aus-Schaltern verwendet (bei Computern).
  • Die Qualität von Netzteilen, den Anschlüssen dazu sowie Kabeln (z. B. bei Kopfhörern) ist bewusst mangelhaft verarbeitet.
  • Wichtige Informationen zu einem Technikprodukt werden dem Verbraucher geschickt vorenthalten. Diese fiese Taktik bemerkt man häufig bei Angeboten zu diesen Geräten, etwa beim Discounter.
  • Bei neueren Waschmaschinen werden oft qualitativ schlechtere Heizstäbe eingebaut, die nicht lange halten.
  • Bei manchen Druckern ist ein Zähler für gedruckte Seiten eingebaut, wobei nach Erreichen einer bestimmten Anzahl Seiten den Drucker automatisch stillgelegt wird. So denkt der Benutzer fälschlicherweise, das Gerät wäre kaputt. Dabei spart ein Zurückstellen des Zählers in diesen Fällen den unnötigen Kauf eines neuen Gerätes. 

Bildquelle

Noch mehr Beispiele und weitere interessante Fakten um den geplanten Verschleiß von Elektrogeräten durch anbietende Unternehmen können Sie in der von den Grünen in Auftrag gegebenen und von den Fachleuten Stefan Schridde und Christian Kreiß durchgeführten Studie "Geplante Obsoleszenz" nachlesen.

Im Rahmen der von Stefan Schridde selbst initiierten Aktion "Murks? Nein Danke!" können Sie außerdem weitere Produkte melden, bei denen Sie einen solchen "eingebauten Verschleiß" vermuten - natürlich mit konkreten praktischen Argumenten, warum dies zutreffen könnte.

Elektroschrott vermeiden, indem man nicht auf die "Kauf's Dir neu"- Masche hereinfällt

Abgesehen davon, dass durch diesen teils geplanten Verschleiß mehr Elektroschrott entsteht, ist es für Sie als Verbraucher doch am Ende teurer, wenn Sie alle paar Jahre ein neues Gerät kaufen, obwohl das alte es vielleicht noch getan hätte. Muss es denn immer das neueste Smartphone sein? Und brauchen Sie das Elektrogerät, mit dessen Kauf Sie liebäugeln, wirklich? Das heißt, werden Sie es auch benutzen? Technische Geräte, die letztendlich nur in der Wohnung herumstehen, sind reine Geld- und Ressourcenverschwendung. Die Einzigen, die davon profitieren, sind die Unternehmen, von denen Sie das unnötige Produkt einst gekauft haben. Noch besser, als ein neues Elektrogerät zu kaufen, ist es, stets pfleglich mit dem vorhandenen technischen Inventar umzugehen, damit dieses nicht mehr verschleißt als nötig. Lassen Sie die Geräte nach Möglichkeit auch nicht zu heiß laufen.

Für Desktop-Computer und Laptops etwa gibt es spezielle Kühler. Die Wärmeentwicklung ist bei diesen Geräten insbesondere im Dauerbetrieb recht hoch. Mit einem Kühler können Sie die Lebensdauer Ihres Rechners jedoch erhöhen.

 

Wenn Sie vermeiden wollen, zukünftigen Elektroschrott zu kaufen, sollten Sie sich den Erwerb also gut vorher überlegen. Informieren Sie sich gründlich über das eventuell für Sie in Betracht kommende Technikprodukt, nutzen Sie dafür auch unabhängige Quellen und fundierte Erfahrungsberichte, die auch Aufschluss über Aspekte wie Langlebigkeit und dauerhafte Qualitätsmerkmale geben. Vergleichen Sie ähnliche Produkte und wägen deren jeweilige Preise mit der zu erwartenden, langfristigen Qualität des Elektronikgerätes ab. Berücksichtigen Sie bei der Wahl auch Ihre eigene Erfahrung mit anderen Produkten des Herstellers: Haben die Geräte bei Ihnen bisher lange gehalten? Oder trat innerhalb oder kurz nach Ablauf der Garantiezeit ein gravierender Mangel auf, der die Funktionalität beeinträchtigte? Wollte man Ihnen dann gar ein neues Gerät aufschwatzen, statt dass man zunächst versuchte, es zu reparieren? Als wie vertrauenswürdig schätzen Sie einen Anbieter dieser Elektrogeräte nach Ihrem persönlichen Eindruck (Ihren Erfahrungen mit diesem und den Erfahrungen von Freunden) ein?


Die Werbung der Hersteller versucht Ihnen weiszumachen, dass Sie ein bestimmtes Technikprodukt unbedingt neu bräuchten und welche Vorteile es angeblich hätte, wenn Sie dieses innovative Produkt, das auf dem neuesten Stand der Technik sei, erwerben würden. Klar, die Firmen wollen verkaufen. Dass aber genau diese übertriebene und übermäßige Werbung, mit der wir alle überschwemmt werden, enorme Kosten verschlingt (die gute Unternehmen eher darin investieren könnten, die Produkte wirklich besser zu machen, statt auf eingebauten Verschleiß zu setzen, was einer Form von Betrug gleichkommt) - das wird natürlich verschwiegen. Ein wesentlicher Grund, weshalb Elektrogeräte oftmals teurer sind, als sie es wert sind, liegt somit in den Firmen selbst. Lernen Sie also, den schönen Werbebotschaften zu misstrauen, und vertrauen Sie stattdessen auf sachliche Informationen. Lassen Sie sich von Fachleuten Ihres Vertrauens beraten, bevor Sie ein neues Elektrogerät kaufen.

Eingebauter Verschleiß - wie kann er zukünftig eingedämmt werden?

Nicht nur die oben erwähnte Studie, sondern auch Verbraucherumfragen belegen, dass geplanter Verschleiß bei Elektrogeräten keineswegs auf der Einbildung frustrierter Konsumenten beruht. Er wird wirklich von einigen Unternehmen praktiziert. Dieser Meinung sind übrigens auch 55 Prozent der Teilnehmer einer österreichischen Umfrage. Nur 4,1 Prozent hielten die aufgetretenen Fälle für Zufälle.

Angesichts der enormen Bedeutung der Werbung in Hinblick auf solche Mogelprodukte plädiert Herr Kreiß für einen erhöhten Mehrwertsteuersatz von 25 Prozent, den die betreffenden Unternehmen für Werbung aller Art zu entrichten hätten. Damit bestünde die Möglichkeit, dass diese ihre Werbeaktivitäten hinsichtlich von Elektrogeräten mit eingebautem "Verfallsdatum" zurückfahren würden.

Eine andere Maßnahme, die Ihnen als Verbraucher dient, ist das HTV Life Gütesiegel. Mit diesem Siegel werden nur Produkte ausgezeichnet, die von den Fachleuten, die dieses Siegel entworfen haben, geprüft wurden. Auf der Homepage finden Sie bereits erfolgreich geprüfte Technikprodukte aufgelistet, aber auch gemeldete Produkte. Meldungen zu mangelhaften Elektrogeräten sind hier ebenfalls möglich.

Was tun, wenn ein Elektrogerät tatsächlich irreparabel ist?

Eine Möglichkeit ist Recycling. Hersteller und Händler nehmen verbrauchte Geräte oftmals kostenlos zurück. Bei Herstellern von Mobiltelefonen spenden die jeweiligen Unternehmen oft je Rücknahme einen Betrag an gemeinnützige Projekte oder Umweltorganisationen. Oder Sie schicken das alte Handy zum Recycling an die Naturschutzorganisation Pro Wildlife e. V. Der Erlös des Recyclings kommt dem Schutz der Gorillas zugute, die im Kongo durch den Coltanabbau bedroht sind. Der Rohstoff Coltan ist bis heute in Handys enthalten. Alternativen dazu werden noch erforscht.

2 Kommentare:

  1. Hey Karin :)
    Mega cool, dass du dich mit diesen Thema befasst. Ich hab mich auch schon mal mit dem Thema verschleiß beschäfdigt. :)
    Ich hätte da noch eine Frage. Weißt du vielleicht, ob die Rollen bei www.rollentechnik.de/ gut sind und wenn ja, ob die auch sehr günstig im Vergleich sind.
    Schon mal Danke im vorraus.
    LG Phillip

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